Kritik zu A Sense of Purpose

Dass In Flames auf kaum einem Album den gleichen Stil bieten ist schon seit Reroute to Remain der Fall. Was als Melodic Death Metal begann verlief sich zunehmend in andere Richtungen. Ich selbst kam erst 2004 mit Soundtrack to your Escape zu In Flames und fand ab da rückwirkend alle Alben hervorragend und arbeitete mich letztlich geschmacklich an Melodic Death Metal heran. Für einige Fans hatten In Flames schon mit Reroute to Remain aufgehört zu existieren, meine Untergangs-Meinung kam 2006 mit Come Clarity, von dem ich maximal einem Track etwas gutes abgewinnen konnte. Daran konnte dann auch die Tour im März 06 nichts ändern.

Nun ist bereits vor einem Monat wieder ein neues Album erschienen, A Sense of Purpose. Nach mäßigen (und sichtbar zu häufigen) MySpace-Videos sanken meine Erwartungen noch weiter als bisher. Und sie sollten auch nicht wirklich steigen, als die ersten Songs zum Anhören bereitstanden.

Der Opener, The Mirror’s Truth, ist noch das beste und gewaltigste Stück des ganzen Albums und tatsache recht gut gelungen und ein echter Ohrwurm. An diesem Urteil könnte jedoch letztlich auch ein auf YouTube erschienener Zusammenschnitt von Szenen aus Assassin’s Creed schuld sein; das eigentliche Musikvideo dazu empfinde ich persönlich als eines der schlechtesten die IF je produziert haben lassen, wenn man die qualitativ grausigen “Underground Videos” bis einschließlich Ordinary Story weglässt.

Das Album geht dann überraschend eintönig weiter. Irgendwie verliert man nicht den Eindruck, alles schonmal gehört zu haben. Wenn nicht in Mirror’s Truth, dann doch immerhin auf älteren Alben. Insbesondere glaube ich immer wieder Wiederholungen aus StyE und CC heraushören zu können. Die Vocals klingen irgendwie streckenweise sehr weinerlich, die Texte sind eher unterdurchschnittlich und auf Amazon gab es bereits die Frage ob man dies als “Emo Death” bezeichnen sollte.

Doch es gibt auch einige Lichtblicke. Nach mehrmaligen Durchhören erkennt man einzelne Details und wenn man etwas Abstand gewinnt und das Album für sich selbst und nicht im Zusammenhang zu der bisherigen Diskographie betrachtet, kann man einzelnen Songs sogar etwas abgewinnen. Insgesamt stellt sich dann recht schnell der Eindruck ein, dass ASoP wohl eher ein Rückgriff auf StyE darstellt als eine Weiterentwicklung von CC, leider jedoch vielen Songs der Schwung fehlt und alles auswechselbar klingt.

Als etwas originellere Songs und damit als Anspieltips lassen sich vor allem

  • The Mirror’s Truth (absolutes Highlight)
  • Alias (ruhiger)
  • I’m the Highway (etwas schneller)
  • Move Through Me (knüpft als einziger Song stilistisch an CC an, würde ich aber dennoch als besser bewerten)

empfehlen. Beim Rest des Albums stellt sich einfach noch stärker das Gefühl ein, fast alles schon min. einmal gehört zu haben. Ich bin mir nicht sicher ob evtl. noch March to the Shore zu empfehlen wäre – hier werden nochmal alle anderen Songs zusammengefasst, sodass es sich eigentlich um die größte Wiederholung des ganzen Albums handelt.

Nachdem man sich an das Album gewöhnt hat lohnt es sich auch durchaus nochmal in die Single hineinzuhören, denn deren Bonus-Songs, insbesondere Abnegation, wirken letztlich fast besser als das eigentliche Album.

Fazit: Wo auf diesem Album (für IF) neue Ideen zum Vorschein kommen, taucht die Band stilistisch aus dem Meer an Metal-Bands zunehmend Richtung Mainstream-Nicht-Metal auf, was viele als “Weichspüler” bezeichnen aber wohl eher ein neues Sub-Genre darstellt. Das muss musikalisch nicht unbedingt schlecht klingen, ist aber ganz sicher nicht jedermans Geschmack und erfordert eine größere Distanz zu den bisherigen Veröffentlichungen. Wer sich mit den genannten Kritikpunkten (Wiederholung, Mainstream, Durchschnitt/”Weichspüler”, erforderliche Distanz durch Genre-Wechsel) abfinden kann, dem würde ich rückblickend auf das meiner Meinung nach ziemlich mislungene Album Come Clarity schon eher eine Kaufempfehlung aussprechen, doch sollte man auch daran nicht unvorbereitet herantreten. Egal wie es mit IF weitergeht, sicher zu sein scheint, dass die Band in Zukunft eher noch sanftere Töne anschlägt. Wie die Tour aussehen wird kann ich mir kaum vorstellen, da das Album stilistisch selbst zu CC kaum kompatibel ist. IF sind in die Jahre gekommen.