Die Crux mit dem Resale: congster wird congstar

Eigentlich sollte ich mich freuen: Mein Internet-Provider stellt in den kommenden Monaten seine Altkunden auf das neue Angebot nach seiner Umfirmierung aus dem letzten Jahr um. Damit wird alles noch billiger, denn mein DSL (bisher 1000) würde nicht mehr 22€ kosten sondern nur noch 15 – und das sogar bei Aufstockung auf DSL 2000 (denn 1000er DSL gibt es laut Telekom gar nicht mehr) und inkl. Internet-Provider. Das von mir gewünschte 16000er bekäme ich für nur 20€ monatlich. Leider hat die Sache einen Haken: Das neue Angebot ist nur deshalb so günstig, da es – im Gegensatz zu früher – als Resale vertrieben wird.

Nun möchte ich das aber nicht. Die meisten Resale-Anbieter scheitern eher früher denn später an dem Mehr an Auftragsbearbeitung, das auf sie zukommt. So müssen sie sich nicht nur um die eigene Anbindung an ihre Backbones und die Telekom kümmern, sondern müssen auch Beschwerden und Störungen annehmen, die die DSL-Leitung der Telekom betrifft, diese durchleiten und Antworten zurück an den Kunden vermitteln. Je mehr Kunden ein solches Resale-Unternehmen hat, desto unmöglicher scheint diese Bearbeitung zu werden. Da wartet man schonmal wochenlang auf eine Rückantwort, kann mehrmals nachhaken und erfährt dann, daß bei der Telekom gar keine Störungsmeldung eingegangen ist. Manchmal kommt auch die nötige Hardware gar nicht erst beim Kunden an oder der Anschluss wird bereits abgebucht obwohl er noch gar nicht geschaltet ist. Setzt man sich direkt mit der Telekom in Verbindung, endet das Gespräch recht schnell mit der Erkenntnis, daß man sich ja mit dem Internetanbieter in Verbindung setzen müsse, denn bei der Telekom hat man gar keinen DSL-Anschluss. Das ist vertraglich vollkommen korrekt, technisch jedoch absoluter Blödsinn, denn an der Leitung ändert sich ja gar nichts. Vertraglich bekommt man es beim Wechsel dann aber vielleicht auch noch mit Mindestvertragslaufzeiten etc. zu tun, außerdem hat man das DSL fest an den Provider gebunden. Möchte man später wechseln, ist dies eine Anschlussneubeauftragung. Toll. Dabei ist alles was sich ändert eigentlich nur die direkte Durchstellung der Einwahl an den Provider (sonst Prefix-Kennung) und ein paar Byte in der Datenbank der Telekom: Aus T-DSL wird Resale-DSL.

Noch härter kommt es bei der Anmietung einer Teilnehmeranschlussleitung (TAL). Spätestens hier trennt sich bei den Providern die Spreu vom Weizen und es wird offensichtlich, wo das Management einfach nur Preisdumping und Kundenfang betreibt. Denn diese Unternehmen (den absoluten Negativrekord hält immernoch Alice/Hansenet) bekommen plötzlich gar nichts mehr auf die Reihe: Bei der Anmietung der TAL wechselt nicht nur das DSL seinen Namen, sondern das Kabel in der Vermittlungsstelle seinen Anschluss. Folglich ist die Telekom nur noch Carrier und hat mit dem Anschluss – außer dem Kabel zum Kunden – gar nichts mehr zu schaffen. Dadurch wechselt auch der Telefonanschluss seinen Partner und somit ist man von der Telekom komplett entbunden. Der Provider darf sich also nicht nur um die Durchleitung von Beschwerden kümmern, sondern um die gesamte Behebung aller Probleme. Nicht selten funktioniert anschließend gar nichts mehr; das Telefon fällt dauernd aus, das Internet bringt nicht die versprochene Geschwindigkeit oder das Modem streikt. Ist das Modem defekt, kann man dieses in einigen Fällen nichtmal selbst austauschen, da manche Provider die glorreiche Idee haben, die Hardware zu verdonglen (Einwahlauthentifizierung via MAC-Adresse o.ä.); dann kann man nur hoffen, daß der Provider es auf die Reihe bekommt, bei Zeiten ein Ersatzgerät zu schicken. Dabei gibt es dann wiederum diverse Probleme, angefangen bei verschollenen (oder nie rausgegangenen) Paketen über falsche Lieferungen bis hin zur ernüchternden Feststellung, daß mit dem alten Modem doch alles in Ordnung war. Wendet man sich an die Telekom, wird das Gespräch noch viel kürzer, denn die Telekom hat ja wie gesagt gar nichts mehr mit dem logischen Anschluss zu tun, sie betreut nur noch das physische Kabel. Mit etwas Glück kommt dann aber doch noch ein vollkommen entnervter Techniker vorbei, nicht selten sogar ein Telekom-Mitarbeiter, der vom Provider quasi als Outsourcing beauftragt wurde, nach dem Rechten zu sehen. In keinem Fall hat die Telekom vertraglich mit dem Kunden zu tun und so sind die Techniker denn auch ziemlich kurz angebunden.

Hierbei sollte ich noch erwähnen, daß dies glücklicherweise nicht meine eigenen Erfahrungen sind. Jedoch habe ich dies inzwischen von einer zweistelligen Anzahl verschiedener Leute aus meinem näheren Umfeld gehört. Diese Probleme scheinen providerübergreifend mit Häufungen bei bestimmten Firmen aufzutreten. Insofern scheint dies leider der traurige Regelfall zu sein: sobald Probleme auftreten sind Resale- und ganz besonders TAL-Provider schlichtweg überfordert.

Daher werde ich wohl congster kündigen und T-DSL behalten bzw. selbst umstellen lassen auf eine höhere Bandbreite. Die Grundgebühr für das DSL (exkl. Telefon) beträgt dann rund 31€, der Provider erhält ca. 10€, zusammen würde ich dann also etwa 40€ pro Monat zahlen, also das doppelte des Resale-Angebots. Die Umstellung wird nochmal einmalig 100€ Einrichtungsgebühr kosten (da Wechsel auf 16 MBit) und hat mich bisher abgeschreckt. Dafür kann ich mich jederzeit bei Störungen direkt an die Telekom wenden. Und mal ehrlich: Im Vergleich zu 2002 sind die Preise trotzdem gefallen.